Sanitär-Heizung-Lüftung
Das Santec-Team vor dem Turnier

Sanitär-Heizung-Lüftung
Die Abwehr nimmt den Kampf auf

Ein Fußballturnier mit Mannschaften aus 20 Schleswig-Holsteiner Unternehmen – darunter solchen Giganten wie Edeka und Bayer – wollen wir das? Können wir das? Zwei Wochen lang liegt die Einladung auf dem Tisch von Tim Heysen, dann fühlt der Kundendienstleiter der Santec Service GmbH bei seinen Kollegen vor. Auch wenn nur zwei aktive Fußballer dabei sind, finden sich doch schnell zehn engagierte Ballkünstler, die den Kampf aufnehmen wollen, und auch von der Geschäftsleitung gibt es volle Rückendeckung.

Zuerst werden die wesentlichen Dinge geregelt, so dass bald darauf das neue Mannschaftstrikot mit Santec-Logo und persönlichem Namenszug intern vorgestellt werden kann. Der Kader und die Fans sind begeistert. Doch die Zeit bis zum Turniertag schnurrt überraschend schnell zusammen, die Vorbereitungsphase muss deshalb stark verkürzt werden. Schließlich einigt man sich auf ein Treffen am Montagabend vor dem Turnier. Nach der Arbeit kommen die hochmotivierten Spieler um 21 Uhr an einem abgelegenen Platz zusammen. Das hat auch den Vorteil hat, dass es gegnerischen Mannschaften das Ausspionieren der Taktik erschwert. Tim Heysen, der als ehemaliger St.Pauli-Spieler über weitreichende Erfahrungen verfügt: „Ich habe den Jungs erklärt, wie mit fünf Leuten auf so einem kleineren Feld in der Halle gespielt wird. Dann haben wir geguckt, wer was kann und wen man wo hinstellen sollte“.
Die beiden einzigen aktiven Amateure werden in der Sturmspitze plaziert. Doch auch die Noch-nie- oder Schon-lange-nicht-mehr-Fußballer gehen beim ersten und einzigen Training mit so großer Einsatzbereitschaft an ihre Aufgaben heran, dass sich die 90 Minuten als körperlich sehr herausfordernd erweisen. Ein Glück, dass sich während des Turniers jeweils zwei Spieler auf einer Position abwechseln sollen. Direkt im Anschluss an das erste Training arbeitet die Mannschaft noch ausgiebig mental an ihrem Auftritt weiter. Bei einigen Flaschen Bier werden Abläufe, Passgenauigkeit und technische Schwächen diskutiert – und was es sonst noch alles so zu besprechen gibt. Und schon ist es soweit: Nach einem ausgiebigen gemeinsamen Frühstück steigt das Team am Freitagmorgen in den gemieteten „Mannschafts“-Bus und kommt wenige Stunden später im Austragungsort Kiel an.

Ob es am hohen Erwartungsdruck liegt oder einfach an der Schwerkraft: Schon vor dem ersten Anpfiff kommt dem Team der erste Spieler verletzungsbedingt abhanden. Gleich beim ersten Ballwechsel in der Aufwärmphase haut er sich so hin, dass er sich anschließend nur noch damit beschäftigt, ambulant einen möglichen Flüssigkeitsmangel auszugleichen.
Doch wenn man schon mal Pech hat, kommt schnell noch ein Unglück dazu: Kurz nach Spielbeginn rutscht Angriffsspieler Heiko Höller in einer entscheidenden Szene aus. Ergebnis: Die Santec-Mannschaft kassiert ihr erstes Tor und eine ihrer Offensivstützen fällt angeschlagen aus. Während der verletzte Stürmer sofort beginnt, sich ebenfalls intensiv um den Ausgleich eines möglichen Flüssigkeitsmangels zu kümmern, springt Teampartner Tim Heysen ein und spielt von da an alle Partien durch.

Das Team lässt sich durch solche kleinen Rückschläge nicht aus dem Rhythmus bringen. Tim Heysen: „Anfangs waren wir nicht sicher, ob wir mithalten können. Aber als wir das erste Spiel trotz dieser Probleme nur knapp verloren haben, waren wir sicher: da geht noch mehr.“
In der nächsten 9-Minuten-Partie der Mannschaft bekommen die Zuschauer dann auch mehr spielerische, ballbesitz-orientierte Elemente zu sehen. Die Santec-Jungs haben sich vorgenommen, gegen den Ball zu arbeiten und kein Überzahlspiel zu zulassen. Doch zu viel Taktik lenkt nur ab: Hauptsache, das Runde geht ins Eckige, und zwar nicht ins Eigene. Mit robustem Einsatz erkämpft sich die Santec-Mannschaft am Ende den Sieg in der zweiten Partie.
„Die Euphorie war groß“, sagt Tim Heysen, „doch im dritten Spiel haben wir dann leider eine Pleite kassiert und 7:2 verloren. Da war die Moral im Keller“.
Kaum Training und dann gleich Vollgas – kleinere Verletzungen und die große Erschöpfung – gerät die Santec-Mannschaft unter Druck, verliert sie komplett den Anschluss? Die beiden mitangereisten Fans geben den Spielern gute Tipps und viel Rückhalt. Auch die Vertreter der Geschäftsleitung, die zeitgleich eigene Herausforderungen meistern mussten, treffen nun am Spielfeldrand ein und motivieren die Spieler. Tim Heysen: „Wir haben das ja von Anfang an sehr realistisch eingeschätzt. Anders als bei den großen Unternehmen waren bei uns überwiegend Leute im Kader, die entweder noch nie Fußball gespielt haben oder zuletzt vor mehr als zehn Jahren.“
Doch auch wenn im Lauf der insgesamt sieben Begegnungen die Spritzigkeit zunehmend verloren geht und nach und nach alle Träume auf eine Positionierung am oberen Tabellenende zunichte gemacht werden, blitzt doch immer wieder das wahre Können der Mannschaft auf. Großes Lob gibt es für Tim Ramcke, der viele Zweikämpfe gewinnen kann, obwohl er seit Jahren kaum noch Fußball spielt. Tim Heysen und Maurice Kaplan glänzen im altenglischen Stil mit hoher Laufbereitschaft, die allerdings zum Ende hin nachlässt. Erfolgreich auf der Torwartposition ist der Mittelfeldspieler Steven Starke, der als Jugendlicher zuletzt im Kasten stand. Und Julian Rostock glänzt mit außergewöhnlichem Durchhaltevermögen: Als sich im dritten Spiel ein Teil seiner Sohle verabschiedet (vielleicht ebenfalls, um einen möglichen Flüssigkeitsverlust auszugleichen?) kämpft der Spieler mit offenem Schuh weiter. Der engagierte Mann ist auch bei einem der – im wahrsten Sinne des Wortes – umwerfenden Momente des Spiels mittendrin: Als der Ball nach einem Querpass der Santec-Mannschaft direkt vor dem völlig freien und unbesetzten gegnerischen Tor landet, startet er ebenso wie Tim Ramcke durch, um den Ball ins Netz zu befördern. Mit dem Ergebnis, dass sich beide Spieler über den Haufen laufen, während der Ball unter den entsetzten Blicken der Fans gemächlich weiter ins Aus rollt.
Ob es nun an der taktischen Ausrichtung oder der fehlenden Tiefe im Kader liegt – die Leistungen bleiben insgesamt zu unkonstant. Doch Tim Heysen lobt den hohen Einsatz des Teams:
„Immer vor den Runden sind wir zusammengekommen und haben uns abgesprochen, wie wir die gegnerische Mannschaft einschätzen, dass wir darauf achten, tiefer zu stehen und nicht vorne rauflaufen. Jeder hat gesagt, was er denkt, wie wir das angehen sollten. Im Spiel haben sich dann alle gegenseitig motiviert und unterstützt.“
Und das gibt am Ende den Ausschlag. Dem in der täglichen Zusammenarbeit voll eingespielte Santec-Team gelingt es offenbar, auf dem Spielfeld auf bewährten Strategien zurückzugreifen. Tim Heysen bestätigt: „Alle haben sich voll reingehängt, sind gelaufen, haben sich nicht aufgegeben und es zuletzt echt gut hinbekommen, sodass ich nur sagen kann: Respekt! Wir haben zwar die nächste Partie unentschieden gespielt und danach noch zwei Spiele verloren. Beim letzten Einsatz haben wir nicht mehr viel erwartet und dann doch noch mit 6:3 gewonnen! Dieser Sieg am Ende hat es herausgerissen, alle haben sich gefreut, fanden das Turnier cool und hatten jede Menge Spaß.“

Am Ende kann sich zwar die Santec-Mannschaft trotz guter Momente noch nicht zu einem echten Aufstiegskandidaten entwickeln. Doch vielleicht gibt es ja durch vielversprechende Neuzugänge oder Umstellungen auf dem Feld neue Chancen für eine erfolgreichere Teilnahme am Unternehmenscup? Tim Heysen will sich noch nicht festlegen: „Die Einladung für das Turnier im Sommer kam uns jetzt noch zu früh, aber vielleicht sind wir im Winter wieder dabei. Wir haben uns vorgenommen, ein oder zweimal im Monat privat ein bisschen kicken. Das ist auch gut für den Zusammenhalt, wenn man mal außerhalb der Firma etwas zusammen macht“. Darüber hinaus könnten regelmäßigere Trainingseinheiten wohl auch dazu beitragen, der Mannschaft zu mehr Konstanz in ihre fußballerischen Leistungen zu verhelfen . . .


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